Das Handwerk

Eine erfolgreiche Partnerschaft mit Zukunft

Die Kreishandwerkerschaft hat mit dem Qualitätssiegel Schule-Handwerk zum elften Mal Schulen für ihr Engagement in der Berufsorientierung ausgezeichnet.

Alle Gewinnerinnen und Gewinner aus den Jahren 2021 und 2022 versammelten sich bei bestem Wetter vor dem Kurfürstlichen Palais

Lothar Schmidt von der Stabsstelle der Berufs- und Studienorientierung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ist dankbar, dass es die Kooperation zwischen dem Handwerk und Schulen gibt. „Nur so können wir dem sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel begegnen“, so Schmidt. Es gehe darum, alle an einen Tisch zu bringen und den Übergang ins Handwerk so einfach und effektiv wie möglich zu machen. Im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais in Trier wurde nun zum elften Mal das Qualitätssiegel Schule-Handwerk verliehen – für das Jahr 2021 und für das Jahr 2020. Im vergangenen Jahr war die Verleihung wegen der Pandemie ausgefallen. Musikalisch wurde das Programm von der Jazzband des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums unter Leitung von Stefanie Lamberti untermalt.

Das Qualitätssiegel Schule-Handwerk zeichnet Schulen aus, die sich in besonderer Weise in der Berufsorientierung hervorgetan haben und Jugendlichen Perspektiven im Handwerk zeigen. Seit 2014 wird auch ein Schülerpreis verliehen. Dieser zeichnet Arbeiten von Schülerinnen und Schülern aus, die sich intensiv und kreativ mit dem Handwerk beschäftigt und große Projekte umgesetzt haben. Am Tag der Preisverleihung standen sie im Mittelpunkt und präsentierten persönlich ihre Arbeiten.

Akademisierungswelle

„Junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen und qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Handwerks“, sagte Bärbel Schädlich, Hauptgeschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. „Mit dieser Veranstaltung möchten wir die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnerschulen hier gemeinsam mit Ihnen feiern.“ Seit 2009 habe sich zwischen Schulen und dem Handwerk eine qualifizierte und bundesweit einmalige Partnerschaft entwickelt „und sie lebt“, so Schädlich. Lehrerinnen und Lehrer hätten es gerade in der Corona-Zeit besonders schwer gehabt und seien an ihre Leistungsgrenze gegangen, um weiterhin qualifizierten Unterricht anzubieten. Dass sie es obendrein geschafft hätten, die Berufsorientierung im Unterricht zu berücksichtigen, verdiene große Anerkennung.

Qualifizierten Nachwuchs zu bekommen, sei eine der Zukunftsfragen, denen sich das Handwerk stellen müsse. In den 80er Jahren sei die Nachfrage größer gewesen als das Angebot an Ausbildungsstellen, sagt Schädlich. Heute sei das umgekehrt – nicht nur wegen des Geburtenrückgangs. Seit Jahren gebe es eine Akademisierungswelle, so Schädlich. „Offensichtlich zählt für viele nur das Abitur. Ein Studium muss natürlich unbedingt folgen“, sagt Schädlich. „Ob man damit den Interessen und Entwicklungschancen der jungen Generation entspricht, ist für mich eine große Frage.“ Das zeige auch die große Zahl der Studienabbrecher. Das Handwerk biete hingegen Karrierechancen, die auch bis zum Studium führen.

Materialengpässe durch Unterbrechung der Lieferketten und steigende Energiekosten wegen des Krieges in der Ukraine würden das Handwerk derzeit belasten. „Dennoch ist es auch in dieser schwierigen Zeit gelungen, die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Schule aufrechtzuerhalten und mit Qualität fortzuführen“, so Schädlich. Sie verweist auf Tage der Berufs- und Studienorientierung, die im Schuljahr 2021/22 an elf Schulen durchgeführt wurden. In den vergangenen Jahren sei eine echte Partnerschaft zwischen Schulen und dem Handwerk gewachsen. „Das stimmt uns trotz aller Herausforderungen optimistisch.“

Landrat Stefan Metzdorf sagte bei der Verleihung: „Das Handwerk und Schulen haben früh erkannt, dass Nachwuchskräfte nicht mehr alleine in Betriebe strömen.“ Das Handwerk biete aber eine große Auswahl an Berufen. Metzdorf riet den Schülerinnen und Schülern dazu, verschiedene Handwerksberufe auszuprobieren – etwa durch Praktika – und zu schauen, was ihnen Freude mache.

Die Gewinner

Das Qualitätssiegel Schule-Handwerk für das Jahr 2020 und ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro von der Franz-Mohr-Stiftung gingen jeweils an die IGS Trier und an die Realschule plus in Kell am See. Für das Jahr 2021 wurden die IGS Hermeskeil, die Stefan-Andres-Realschule plus in Schweich sowie die Privatschule St. Maximin ausgezeichnet. Letztere wurde zum ersten Mal mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet und erhielt dafür obendrein ein handgefertigtes Bronzesiegel.

Der Schülerpreis 2020 ging an die IGS Trier dafür, dass die Schülerinnen und Schüler dokumentiert haben, wie Handwerker das Badezimmer einer ihrer Lehrerinnen umgebaut haben. Ebenfalls wurde die Nelson-Mandela-Realschule plus für ihren Beitrag aus dem Jahr 2020 ausgezeichnet. Schülerinnen und Schüler haben recherchiert, welche Handwerksbetriebe sie auf dem Weg in die Schule gesehen haben. Die Ergebnisse hielten sie auf einem großen Plakat fest.

Der Schülerpreis 2021 ging an die Realschule plus in Konz. Die Schülerinnen und Schüler dokumentierten, wie viele Betriebe bei der Sanierung des Schulzentrums in Konz beteiligt waren, und wie die Berufsbilder der einzelnen Gewerke aussehen. Daraus entstand eine 70-seitige Powerpoint-Präsentation, welche die Schüler in Auszügen bei der Preisverleihung vorstellten.

Ein Schülerpreis ging an die Privatschule St. Maximin für eine umfangreiche Projektarbeit unter dem Titel „Handwerk im Wandel der Zeit“, die aufzeigt, wie sich das Handwerk im Laufe der Geschichte entwickelt und gewandelt hat. Die Arbeit der Schülerinnen und Schüler besteht aus vielen verschiedenen Einzelkomponenten wie einer digitalen Präsentation, einem Podcast, zwei Videos und zwei Plakaten.

Ebenfalls wurde die Creative Crew unter Leitung von Gregor Henniger von der Stefan-Andres-Realschule plus in Schweich ausgezeichnet. Die Schülerinnen und Schüler der Creative Crew haben den Innenhof komplett mit allen anfallenden handwerklichen Arbeiten und Sanierungsmaßnahmen neugestaltet – etwa mit Pflaster-, Elektro-, Schreiner- und Glaser-Arbeiten. Auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der Fachoberschule arbeiten in der Creative Crew mit. Dazu ist eine große Fotomappe entstanden, in der die Entwicklung der Sanierungsarbeiten akribisch dokumentiert wurde. Bei der Preisverleihung präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit mit Hilfe einer Bildergalerie.

Sarah Kammer von der Privatschule St. Maximin sagte in ihrem Dankeswort, dass ihrer Schule die Berufsorientierung sehr am Herzen liege und sie sich freue, dass sie gleich zwei Preise erhalten hätten. Alle Arbeiten haben gezeigt, wie intensiv sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Handwerk beschäftigt haben.

Kreishandwerksmeister Gerd Benzmüller sagte in seinem Schlusswort: „Die Lehrer leisten eine hervorragende Arbeit. Die Zusammenarbeit ist eine Erfolgsgeschichte, die uns Mut macht. Wir wollen auch in Zukunft ein verlässlicher Partner an Ihrer Seite sein!“

Text und Fotos: Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg, Jan Söfjer